Eisstockschießen

der rustikale Wintersport am Alpenrand

Eisstockschießen ist mehr als ein alter Volkssport – es ist gelebtes Brauchtum. Verbreitet hat es sich in Gegenden mit zufrierenden Gewässern und wurde nur im Winter gespielt. Asphalt Schießen im Sommer hat nie die gleiche Bedeutung und Beliebtheit erreicht. Noch ist Eisstockschießen eine Randsportart die sich aber steigender Beliebtheit erfreut.

EisstöckeVermutlich kam das Eisstockschießen im 13. Jahrhundert aus Skandinavien. In Holland tauchten erste Bilder auf, die eine ähnliche winterliche Freizeitbeschäftigung zeigten. Im 16. Jahrhundert verbreiteten sich im Alpenraum Bilder, auf denen man diesen Sport schon eindeutig darstellte. Wo die Wiege des Eisstockschießens liegt, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Man darf jedoch annehmen, dass es in den Bergen war.

Nach wie vor spielt man auf zugefrorenen Seen oder Bächen. Auch Bahnen in Eisstadien werden zunehmend beliebter. Eine Spielbahn sollte ca. 40 m Länge haben um ein sinnvolles Spiel durchführen zu können. Früher waren weder Spielfelder, Dauben noch Mannschaftsstärke genormt. So ist überliefert, dass in sehr strengen Wintern oft ganze Dörfer mit entsprechend umfangreichen Mannschaften im Wettbewerb gegeneinander antraten wenn das Eis entsprechend tragfähig war. Bei der Daube handelt es sich übrigens nicht um einen Vogel, sondern um einen kleinen Holzklotz oder Kreis mit Loch, der als Zielpunkt dient und mittig im Zielfeld eingesetzt wird.

Beim Beginn des Spiels wird angeschossen oder wie man landläufig sagt ogmasselt. Ziel ist es, den Eisstock so nahe als möglich zur Daube zu platzieren. Die Spieler sollten darauf achten einen guten Stand zu haben, da der Eisstock mit einigem Schwung über’s Eis gespielt wird. Normalerweise gibt es einen kleinen Keil, um dem Fuß den nötigen Halt zu geben.

eisstockEine Mannschaft besteht aus vier Spielern, wobei jeder Spieler pro Durchgang einen Versuch hat. Gewertet werden nur Stöcke, die sich innerhalb des Zielfelds befinden. Erreicht der Stock das Zielfeld nicht, dann ist er verhungert. Das Zählsystem ist denkbar einfach. Der näheste Stock zur Daube erhält 3 Punkte, jeder weitere 2 Punkte. Liegt ein gegnerischer Stock dazwischen ist die Punktewertung unterbrochen. Punkten kann immer nur eine Moarschaft. So nennt man die Mannschaft bei diesem urbayerischen Spiel. Der Moar leitet das Spiel, d.h, er kennt die Regeln und überwacht das Zählen. Es gibt drei verschiedene Spielarten: den Mannschaftswettbewerb, den Zielwettbewerb und den Weitenwettbewerb. Während des Schießens wird fachmännisch gezielt, gemessen, diskutiert und anschließend gefeiert.

1951 fanden in Garmisch-Partenkirchen die ersten Europameisterschaften statt. 1983 wurden Weltmeisterschaften in Frankfurt am Main gespielt. Bei den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen und 1964 in Innsbruck gab es Demonstrationswettbewerbe. Trotz aller Bemühungen ist Eisstockschießen bis heute keine olympische Disziplin. Aber gespielt wird mindestens mit so viel Einsatz als gelte es Gold zu gewinnen.