Der Hausname – so hoaßt ma.

Hausname oder auch Vulgoname

Bis vor tausend Jahren kannte man nur den Rufnamen oder die sogenannte Einnamigkeit. Die ersten Beinnamen tauchten in adeligen Kreisen auf und erst später  kam es bei den Bauern und Bürgen ebenfalls zu Beinamen oder wie wir heute sagen Familiennamen.

Beim Adel wurden Beinamen vom Lehen, Waffenhandwerk, Burgen oder Hauswesen abgeleitet.
So kannte man hier z.B. den Schweiker von Mindelberg oder die Grafen von Eschenlohe.
Bei den Bauern leiteten sich die Namen vom Handwerk, Erzeugnissen oder der Wohnform ab.

Hausnamen waren vor Einführung der Hausnummern die einzige Kennzeichnung eines Anwesens. Es bestand auch eine Notwendigkeit, dass ein Hof oder Grundstück eindeutig definiert wurde um Rechte, Besitz und  Dienstboten zuordnen zu können.

Die Bewohner eines Anwesens wurden mit dem Hausnamen und nicht mit dem Familiennamen bezeichnet.

Haus Gerspach

Haus Gerspach in Garmisch, den Hausnamen mittig klein zwischen den Figuren.

Ein Häusername ist übrigens kein Hausname. Er bezeichnet ein Gebäude. Schön zu sehen am Haus des Juwelier Gerspach im Ortsteil Garmisch.
An der Fassade steht zu lesen „Haus Gerspach“ und gleich darunter der Hausname „Bratimartl“.

Sorge Haus

Sorge Haus am Bischoffseck, den Hausnamen findet man mittig über der alten Holztüre.

Auch aus Kurzformen von Vornamen, Berufsnamen entstehen Hausnamen wie beispielsweise „Schloapferer“ aus einer Wagnerfamilie, welche Schlitten herstellt. Im alten bayerischen Sprachgebrauch ist ein Schloapf ein Schlitten. Auch Spitznamen, Flurnamen oder auffallende körperlichen Merkmale, wie z.B. ein großer Schnauzbart spielen eine Rolle. Hier kommt es dann zum „Schnouzer“.

In ländlichen Gegenden ist der Familienname häufig gar nicht gebräuchlich und Personen werden im Alltag nur mit ihren Hausnamen angesprochen. Ganz üblich ist es in Todesanzeigen oder bei Vereinswahlen die Personen mit dem sogenannten Vulgonamen zu kennzeichnen, damit man gleich weiß um wen es sich handelt. Vulgo heißt nichts anderes als gemeinhin so genannt.

Ein Hausname bleibt trotz Veränderung des Familiennamens durch Heirat Vererbung oder Verkauf erhalten. Familien, die keinen Hausnamen haben sind meist erst später zugezogen oder zugewandert. Gebräuchliche Hausnamen in Mittenwald und Garmisch-Partenkirchen sind z.B. Weißgerber, Bifle, Gstoager, Jaggele um nur einige zu nennen. Die Bedeutung eines Hausnamens ist für Außenstehende nicht immer leicht zu deuten. In einem Gespräch mit einem Einheimischen ist es mir selbst schon passiert, dass er selbst die Bedeutung seines Hausnamens gar nicht kannte.
Auch die Meinungen der Namensforscher gehen dahingehend auseinander.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sind Hausnamen vielfach in Vergessenheit geraten. Gründe hierfür sind Mobilität, Aufspaltung von Familienbesitz und Migration der Nachkriegsjahre.
Zur abschließenden Erklärung darf ich noch den Autor Jörg Maurer aus Garmisch-Partenkirchen zitieren. Er hat in einem seiner Bücher geschrieben:

„Utzschneider ist mein Nachname. Hauterer heiße ich, der Maximilian bin ich und Utzschneider schreibe ich mich“.

Alles klar?